Überblick über die Geschichte der Synagoge zu Deidesheim
1853 | Bau einer neuen Synagoge am damals östlichen Stadtrand |
1891 | Wiederherstellung des Innenraums nach Blitzeinschlag |
1905 | umfangreiche Außen- und Innensanierung |
1936 | Verkauf der Synagoge durch die jüdische Gemeinde an einen Deidesheimer Bürger |
1936 – 1993 | Nutzung als Garage und Lager, danach Leerstand |
1987 | Unterschutzstellung durch die Denkmalbehörde |
1992 | Kauf der ehemaligen Synagoge durch die Stadt Deidesheim auf Betreiben einer Gruppe von Bürgern |
1994 | Gründung des Vereins „Freundeskreis ehemalige Deidesheimer Synagoge e.V.“ |
1997 | 1. Besuch der Geschwister Morgenthau (2. Besuch 2000, 3. Besuch 2004) |
2004 | Abschluss der Wiederherstellungsarbeiten |
2013 | 10. März 2013 erster jüdischer Gottesdienst nach über 77 Jahren |
2014 | Benennung des Innenhofes vor der ehemaligen Synagoge als „Oswald-Feis-Hof“ |
21.08.2016 | Brand des Dachstuhls der ehemaligen Synagoge |
05.10.2018 | Nach zweijährigen Renovierungsarbeiten Wiedereröffnung der Synagoge mit einem Konzert des Tel Aviv Wind Quintets |
Zur Geschichte der Synagoge von Deidesheim
Die ehemalige Synagoge von Deidesheim wurde von der jüdischen Gemeinde im Jahr 1853 erbaut. Der bis dahin genutzte Betsaal am Marktplatz war wegen Baufälligkeit geschlossen worden. Den Plan zu dem im Rundbogenstil erbauten Gebäude stammt vom Bauschaffner des zuständigen Landkommissariats Neustadt, Konrad Kaercher.
In seiner Zeit als jüdisches Bethaus wurde es zweimal renoviert: 1891 nach einem Blitzschlag und 1905. Die damals von den staatlichen Behörden verlangten Wiederherstellungsarbeiten stellten die jüdische Gemeinde vor finanzielle Probleme; denn die Zahl ihrer Mitglieder – um 1850 betrug sie 95 – war durch Abwanderung ständig zurückgegangen. Schließlich lebten 1926 in der Stadt nur noch zwölf Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, so dass kein geregelter Gottesdienst mehr möglich war. Trotzdem blieb die Gemeinde weiter bestehen. Erst als im Dezember 1936 die neun noch in Deidesheim verbliebenen Juden die Synagoge an einen Fuhrunternehmer verkauften, erlosch das jüdische Gemeindeleben in der Stadt, das sich dort von 1306 bis 1349 und von 1613 bis 1936 nachweisen lässt.
Der neue Eigentümer vergrößerte den Eingang und nutzte die ehemalige Synagoge als Garage und Lager.
Dabei wurde die Ausstattung, soweit sie mit dem Gebäude verbunden war, beseitigt. Kulturgegenstände, die der Kantor Adolph Reinach in seiner Wohnung aufbewahrte, fielen der Plünderung des Hauses am Nachmittag des 10.November 1938 zum Opfer. Dagegen blieb damals die ehemalige Synagoge von Zerstörungen verschont, da sie sich in „arischem Besitz“ befand.
Die Stadt Deidesheim kaufte 1992 das seit 1987 unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Mit Unterstützung aus der Bevölkerung und nicht zuletzt auch unseres Vereins, wurde die ehemalige Synagoge 2004 in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wiederhergestellt.
Die ehemalige Synagoge von Deidesheim gehört zu den wenigen erhaltenen jüdischen Bethäusern in der Pfalz. Das rechteckige Gebäude mit drei Fensterachsen und flachem Walmdach hat zudem sein äußeres Aussehen bis heute bewahrt. Erhalten blieb auch die ursprüngliche hölzerne Eingangstür und im Innern die (ergänzte) Schablonenmalerei von 1905. Die Bima befand sich, wie bei liberalen Synagogen üblich, unmittelbar vor dem Thoraschrein, dessen Nische noch zu sehen ist. Eine Frauenempore war nicht vorhanden.
Der Brunnen im Hof diente der Wasserversorgung. Er ist möglicherweise älter als die Synagoge, die auf einem unmittelbar vor der Stadtmauer gelegenen Gelände errichtet wurde.
Wegen des Brandes des Dachstuhls der ehemaligen Synagoge am 21. August 2016, der von einem Schuppen des Nachbargrundstückes übergegriffen hat, konnte das Gebäude in den Jahren 2016 und 2018 nicht für Veranstaltungen genutzt werden.
Nach zweijährigen Renovierungsarbeiten wurde die Synagoge mit einem Konzert des Tel Aviv Wind Quintets am Freitag, den 05. Oktober 2018 wiedereröffnet. Dach und Decke wurden erneuert und die Wände innen und außen mit Farbe versehen. Dabei wurde die Randbemalung am oberen Ende der Wände ebenfalls wiederhergestellt.